Summerdreams

Sie blickte zur Decke hoch, sah den leise surrenden Rotorblättern des Ventilators zu, die unablässig versuchten die schwülwarme, klebrige Luft von einer Ecke des Raumes in eine andere zu befördern.
Auf dem Rücken liegend wurde sie durch seinen Rhythmus hin- und hergeschüttelt, sein Schweiß tropfte auf sie herab. Sein heißer, feuchter Atem ging keuchend, es war bald soweit. Er warf den Kopf in den Nacken und stöhnte. Ein letztes Mal stieß er in sie hinein, ergoss sich in sie und zog sich dann mit einem widerlich schmatzenden Geräusch aus ihr heraus.
Nun lag er keuchend neben ihr, überwältigt von seiner Leistung. Sie war froh dass er endlich fertig war. Seit einer Stunde rödelte er auf ihr herum. Ohne Wärme, Zärtlichkeit oder, Gott bewahre, Rücksicht auf ihre Bedürfnisse. Es fiel ihm im Traum nicht ein nun auch ihr zum Orgasmus zu verhelfen. Seine Art Sex zu haben war mehr aggressives Niederficken als alles andere.


So richtete sie sich jetzt auf, zog sich was über und drehte sich eine Zigarette. Auf der Bettkante sitzend drehte sie ihm den Rücken zu. Hank war mittlerweile wieder zu Atem gekommen, zog sich jetzt wieder an. Schließlich warf er ihr ein Bündel Scheine aufs Bett und war mit den Worten "Bis nächste Woche dann!" auch schon aus der Tür.


Julie schlüpfte in ihre Plüschslipper, steckte das Geld in die Tasche des Morgenmantels und schlurfte zum Fenster. Allein diese vier, fünf Schritte badeten sie in Schweiß. Sie haßte New Orleans. Das Klima hier versetzte sie jeden Sommer in eine tranceartige Apathie, entzog ihr alle Kraft und Energie. Sie wartete bis er unten auf der Straße in sein Auto gestiegen und weg gefahren war. Mit einem tiefen Seufzer ging sie in die Küche, brühte sich eine Kanne Kaffee, las die Tribune und summte dabei das Lied im Radio mit. Langsam aber sicher entspannte sie sich, fühlte sich besser. Für eine Weile war sie nun sicher. Sie hatte Geld und Hank wollte erst in einer Woche wiederkommen.
Den Kopf auf die Kaffeetasse gestützt überlegte sie, was noch alles zu erledigen war. Als dann eine Weile später die Zeit des Tages anbrach, in der die Etagendusche heißes Wasser hatte, machte sie sich stadtfein und ging Richtung City. Sie war schon fast unruhig vor lauter Tatendrang und Vorfreude, ein stilles Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie war wie jedes Mal froh, das heruntergekommene Viertel hinter sich zu lassen und Luft zu Atmen, die nicht dreckig und verbraucht schmeckte.


Eine Woche später, etwa um die selbe Zeit, hörte sie wie ein Schlüssel im Türschloss gedreht wurde, sah die Tür aufschwingen, blickte in sein fröhlich Grinsendes Gesicht. "Hallo Schnucki! Daddy ist wieder zu Hause!", sagte er noch bevor der Beschleunigungsknall der Patrone alles übertönte. Ungläubig sackte er zusammen, röchelte ein paar letzte Züge und starb dann endlich. Sie saß während dessen auf einem Küchenstuhl, dem Eingang gegenüber, die Waffe in der Hand seitlich herunterhängend. Sie blickte geistesabwesend zur Tür und bemerkte nicht das Lächeln, dass sich auf ihrem Gesicht ausbreitete und ihm einen Hauch von jugendlicher Grazie verlieh. Eine erfrischende Briese kam durch die Tür, es roch nach Herbst.


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